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Baumeister B5: Kuratiert von David Adjaye

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“Für mich ist die Welt eine kontinuierliche Folge von Erfahrungen, die ich im Verhältnis zueinander betrachte, und so könnte man auch mein architektonisches Denken beschreiben.”  
David Adjaye im Interview mit BAUMEISTER.

David Adjaye gehört zu den spannendsten Architekten seiner Generation: 2016 wurde das von ihm entworfene Smithsonian-Nationalmuseum für afroamerikanische Geschichte und Kultur von Barack Obama in Washington eingeweiht, 2017 wählte ihn das Time Magazine in die Liste der 100 einflussreichsten Menschen der Welt – als einzigen Architekten.

David Adjaye setzt sich in der von ihm kuratierten Baumeister-Ausgabe mit der Frage auseinander, wie spezifische klimatische, geografische und regionale Gegebenheiten die Architektur prägen. Darin gibt er uns einen Einblick in sein Werk, seine architektonische Haltung und seine Einflüsse, die von Japan über Indien bis nach Finnland reichen. Als Sohn eines Diplomaten, der an vielen unterschiedlichen Orten aufgewachsen ist, wirft er einen persönlichen Blick auf seine afrikanischen Wurzeln und geht der Frage nach, wie die Definition von Heimat und Identität in einer globalisierten Welt aussehen kann.

Inhaltsangabe Baumeister B05/2018: David Adjaye

Vita David Adjaye

Sir David Adjaye, OBE

geboren am 22. Dezember 1966 in Daressalam, Tansania

David Adjaye wurde in Tansania geboren. Als Sohn eines Diplomaten wuchs er an vielen unterschiedlichen Orten auf, bevor sich seine Familie in London niederließ, wo er auch Architektur am Royal College of Art studierte. Er gründete Adjaye Associates im Jahr 2000 und hat seitdem viele prestigeträchtige Gebäude verwirklicht, darunter das Nobel Peace Center in Oslo und den Whitechapel Idea Store in London.

2016 wurde das von ihm entworfene Smithsonian-Nationalmuseum für afroamerikanische Geschichte und Kultur von Barack Obama in Washington eingeweiht, 2017 wählte ihn das Time Magazine in die Liste der 100 einflussreichsten Menschen der Welt – als einzigen Architekten.

Porträtfoto David Adjaye: Ed Reeve

Auszug Interview Baumeister mit David Adjaye

Die Architektur von Adjaye Associates sucht nach Antworten auf die spezifischen Fragestellungen eines Ortes. Wir sprachen mit David Adjaye über Afrika, seine Kindheit als Sohn eines Diplomaten und die Lehrer, die seine architektonische Haltung geprägt haben.

 

Baumeister: Sie haben gerade den Zusammenhang von Klima und architektonischer Form angesprochen, der in dieser Ausgabe eine wichtige Rolle spielt. In Ihrem Essay „Klimamoderatoren“ (S. 8) schreiben Sie, dass Sie dieses Thema seit Ihrem Studium interessiert. Was ist der Grund dafür?

David Adjaye: Das hat mit meiner Kindheit zu tun, und mit den Unterschieden, die ich zwischen einem hinduistischen Ashram, einer Moschee in Nordafrika und einem westafrikanischen Schrein als Kind wahrgenommen habe. Mir war sehr bewusst, dass in jedem dieser Gebäude ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren stattfindet. Ein Faktor war die Religion, ein anderer die klimatischen Bedingungen. Ich habe diese Orte auf geradezu haptische Weise erfahren, was mich nachhaltig beeinflusst hat.

Baumeister: Hatten Sie während Ihres Studiums Lehrer, die Ihr Interesse am Zusammenhang zwischen Klima und architektonischer Form unterstützt haben?

David Adjaye: Als ich am Royal College of Art in London mein Masterstudium absolviert habe, gehörten Alison und Peter Smithson (S. 64) ein Jahr lang zu meinen Lehrern. Ihr Einfluss ist kaum zu überschätzen. Sie unterstützten mich dabei, mir meiner Haltung bewusst zu werden. Mein Interesse an Städten geht einerseits auf meine Kindheitserlebnisse und meine Reisen zurück, es hat aber auch mit den großartigen Vorlesungen von Alison Smithson zu tun, in denen sie erklärte, wie man eine Stadt analysiert und wie eine Stadt zu dem wird, was sie ist. Peter Smithson hatte eine sehr eigene Art, über gebaute Formen zu sprechen, und der Begriff des „Climate Moderator“ geht auf Gespräche mit ihm zurück. Dieser Begriff bekam für mich eine sehr weitreichende Bedeutung, denn er lässt sich auf sämtliche Elemente eines Gebäudes beziehen – von einer Dachrinne, einem Fenstersturz oder einem Schattenwurf bis hin zu Vordächern, Veranden und Schwellen. Wenn man das Konzept auch auf globale Standards und kulturelle Normen ausdehnt, wird klar, welche enorme Tragweite es als Instrument der architektonischen Formfindung haben kann.

Baumeister: Wie übertragen Sie diese Entwurfsphilosophie auf Ihren Büroalltag?

David Adjaye: Bei der Arbeit am Elektra House, dem allerersten Gebäude, das ich entworfen habe, hat es mich auf geradezu obsessive Weise beschäftigt, wie sehr das wunderschöne nördliche Licht in London ignoriert wird. Stattdessen dreht sich alles um die Fassadengestaltung und um das Mauerwerk. Deshalb habe ich dort ein Haus mit einem einzigen riesigen Fenster entworfen, um dieses Licht einzufangen. Das Haus fängt aber nicht nur das Licht, sondern auch die Umgebung ein, indem es auf die spezifischen Bedingungen des Orts verweist. Ein weiteres Thema, das mir bei diesem Projekt wichtig war, ist der Übergang vom privaten zum öffentlichen Bereich. Der Zugang findet über eine kurze, schmale Passage an der Seite statt, von der aus man sehr diskret in die Privatsphäre des Hauses eintritt. Die Türschwelle macht also in typisch englischer Zurückhaltung kein großes Aufheben. Das findet man im Londoner East End nicht so oft, die Eingangstür geht dort normalerweise direkt auf die Straße.

Das komplette Interview finden Sie in Baumeister 05/18, ab Seite 76.

Baumeister-Redakteur Alexander Russ, David Adjaye und Bauhistoriker Peter Allison (v.l.n.r.) diskutieren Ideen zur Ausgabe. (Foto: Anna Robinson)

In der von David Adjaye kuratierten Ausgabe geht es unter anderem um die Frage, wie klimatische, geografische und regionale Gegebenheiten die Architektur prägen. (Foto: Anna Robinson)

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